Schriftliche Anfrage von Sandra Bothe
Schriftliche Anfrage betreffend Zunahme von Anträgen auf Verstärkte Massnahmen an der Volksschule | 21.5064.01 |
Immer mehr Schülerinnen und Schüler sind auf Verstärkte Massnahmen angewiesen, weil sie einen besonderen Bildungsbedarf ausweisen. Der Zahlenspiegel Bildung 19/20 gibt Auskunft. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Spezialangeboten an der Primarschule ist von 103 im Schuljahr 13/14 auf 150 Schüler*innen und an der Sekundarschule von 22 im Schuljahr 15/16 auf 65 Schüler*innen angestiegen. Dies entspricht in der angegebenen Zeitspanne an der Primarschule einer Zunahme von knapp 50 Prozent, an der Sekundarschule einer Zunahme von knapp 200 Prozent.
Der Bericht der Finanzkommission zum Budget 2021 vom 19. November 2020 hält fest, dass allein im Bereich der Verstärkten Massnahmen zusätzlich 34 Stellen vorgesehen sind. Die Schaffung der neuen Stellen basiert darauf, dass der Anteil jener Schülerinnen und Schüler, welche mit verstärkten Massnahmen integrativ beschult werden müssen, um rund 25 Prozent zugenommen hat.
Nach Aussagen der Verantwortlichen kann dieser Anstieg nicht durch eine Pathologisierung der Kinder erkla?rt werden, sondern ist auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und den faktischen Anstieg der Schülerzahlen zurückzuführen. Ausserdem haben die Anträge auf Verstärkte Massnahmen im laufenden Schuljahr um 35 Prozent zugenommen. Mehr Kinder benötigen verstärkte Massnahmen ohne aber, dass die Masssta?be gea?ndert worden wa?ren. Der Aufwärtstrend bei den Spezialangeboten wird weiter anhalten, weil dadurch auch die integrative Schule entlastet werden kann.
Diese Entwicklung lässt aufhorchen. Neben den Finanzfragen geht es hier in erster Linie um Bildungsfragen und letztlich um die kommende Generation unserer Kinder, die offenbar abnehmend in der Lage sind, schulischen Anforderungen gewachsen zu sein. Die Erklärung – die Zunahme der Verstärkten Massnahmen ist auf die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und dem faktischen Anstieg der Schülerzahlen zurück zu führen – gilt es weiter zu hinterfragen.
Ein Fokus kann beispielsweise verstärkt auch auf den Vorschulbereich gerichtet werden. In der Frühen Kindheit werden wichtige Basiskompetenzen angelegt, die für ein erfolgreiches Lernen Voraussetzung sind. Die Tendenz zeigt, dass bereits sehr junge Kinder Verstärkte Massnahmen brauchen. Manche Kinder bereits beim Eintritt in den Kindergarten.
Im Hinblick darauf, dass der Plafond der finanziellen und pädagogischen Möglichkeit einmal erreicht sein wird, stellen sich mir in diesem Zusammenhang folgende Fragen, um deren Beantwortung ich die Regierung bitte:
1. Im Bereich der verstärkten Massnahmen sind zusätzlich 34 Stellen budgetiert. Wo werden diese Stellen geschaffen und mit welchem Profil.
2. Verstärkte Massnahmen werden zur Förderung von Schüler*innen gesprochen. Gibt es andere Gründe, warum Verstärkte Massnahmen gesprochen werden? Wenn ja welche?
3. Werden Verstärkte Massnahmen auch zur Entlastung von Lehrpersonen gesprochen?
4. Wie viele Anträge auf Verstärkte Massnahmen werden jährlich abgelehnt? Was sind die Kriterien für eine Ablehnung? Was passiert mit Schüler*innen, die keine Verstärkten Massnahmen erhalten?
5. Ist bei der Ablehnung von Anträgen in den letzten Jahren eine Zunahme zu beobachten? Wenn ja, in welchem Umfang?
6. Haben Schulstandorte ein bestimmtes Kontingent für die Antragsstellung für Verstärkte Massnahmen zur Verfügung? Wenn ja, wie gross ist das Kontingent pro Standort? Welche Faktoren werden berücksichtigt, um die Grösse des Kontingents am Standort zu bestimmen?
7. Die Zahl der Kinder mit Verstärkten Massnahmen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Ausser den steigenden Schülerzahlen und dem gesellschaftlichen Wandel, bestehen gemäss dem Regierungsrat weitere Gründe für den kontinuierlichen Anstieg der Verstärkten Massnahmen?
8. Welche Massnahmen sind im schulischen Kontext vorgesehen, um der Zunahme für Verstärkte Massnahmen generell zu begegnen und braucht es noch mehr Mittel?
9. Sind auch Massnahmen im Bereich der Frühförderung geplant? Wenn ja, welche und mit welchem Zeithorizont?
Sandra Bothe